DVB-T2 und die grenzenlose Geldgier der „Privaten“

Jetzt ist es schon mehr als einen Monat her, daß die Umstellung auf DVB-T2 erfolgte. Seitdem habe ich keine „Privaten“ mehr. Und man glaubt es kaum, mir fehlt nichts.

Als ob es nicht schon der blanke Raub (Raub = Wegnahme von Werten unter Androhung/Anwendung von Gewalt) ist, daß ich für das qualitativ stark minderwertige Propagandafernsehen zwangsweise 210,-€ im Jahr bezahlen muß, wollten jetzt auch noch die „Privaten“ ihren Reibach machen. Die hatten doch wirklich die Idee das ich Ihre Werbung, die sie sich teuer bezahlen lassen, nicht nur ansehen, sondern jetzt auch dafür bezahlen soll. Es ist schon schlimm genug das sie ihre Werbesendungen ständig mit alten Filmen und primitiven Serien unterbrechen, werden jetzt die Werbespots in hochauflösender Qualität gefertigt, damit sie das Kleingedruckte was für 1,2 Sekunden eingeblendet wird besser lesen können. Das kostet natürlich!

Was der durchschnittliche deutsche Hirnverweigerer nämlich noch nicht verstanden hat ist der Fakt das die Privaten mit der Erhöhung der Qualität NICHT die Qualität der Sendungen sondern nur die der Auflösung meinen. Die Sendungen bleiben Mist, aber jetzt hochaufgelöster Mist.

Frech kommt weiter scheint hier die Device zu sein. So soll pro Gerät eine „kleine“ Gebühr von 69€ dafür Sorgen das das HarzIV Programm die Hirne der Seher verkleistert. Bei einem durchschnittlichen Haushalt mit 2 Geräten werden dann also schon mal im Jahr 138€ fällig.

„freenet.tv“ redet gerade über 160.000 neu abgeschlossenen Verträge. Das heißt es wurden mal so auf die schnelle 11 Millionen Euro aus der Masse der Hirnlosen gepreßt. Mal sehen, wieviel dabei bleiben wenn die „kostenlose“ Anfütterung im Juli vorbei ist. Mit seinem Verschlüsselungskonzept über DVB-T namens Viseo Plus in den Großräumen Leipzig und Stuttgart war RTL in den vergangenen Jahren schon einmal auf die Nase gefallen, weil kaum ein Zuschauer bereit war, für vermeintliche Free-TV-Sender zu bezahlen.

Dieser Trend läßt sich schon jetzt erkennen. Eine Befragung des Marktforschungsinstitut Kantar TNS (ehem. TNS Infratest) im Auftrag von Zattoo vom 3. bis 5. April 2017 in Deutschland ergab, daß nur jeder Zweite (51,2%) der ehemaligen DVBT Nutzer am 29.März auf DVB-T2 umgestiegen sind. Aber auch bei denen die umgestiegen sind gibt es Verluste. Von den neuen DVB-T2-HD-Kunden sind nur ein gutes Drittel (36 %) bereit, für das Programm zu bezahlen. Umgekehrt wollen 40 Prozent für den Empfang der Privaten über DVB-T2 nichts ausgeben. Gründe hierfür: Rund 31 Prozent der befragten DVB-T2 HD Nutzer reicht das öffentlich-rechtliche Programm aus, zugleich überlegen durchaus noch 17 Prozent nach der Testphase zu einem kostenlosen Empfangsweg zu wechseln. Nur wenige Nutzer (9,5 %) haben sich noch keine Gedanken über die anstehenden Mehrkosten gemacht.

Das diese Umfrage zu stimmen scheint kann man auch aus den Zahlen von „freenet.tv“ selbst lesen. Voller gespieltem Optimismus berichteten sie von 160.000 Neukunden. Klingt ja ganz gut, aber etwas weiter unten kann man lesen das laut Freenet von bisherigen 3,4 Millionen Zuschauern zwischen 1,2 und 1,5 Millionen DVB-T2-HD Empfangsgeräte angeschlossen wurden und von denen haben sich 160.000 Zuschauer für das 69,-€ Abo entschieden.

Also zusammengefaßt und aus der Jubelsprache der firmeneigenen Optimismuszentrale ins Deutsche übersetzt, haben nur 44,1% der potentiellen Kunden den Umstieg mitgemacht. Von den Umsteigern haben aber nur 10,6% ein Abo abgeschlossen. Das heißt , noch einmal auf die Gesamtsumme von 3,4 Millionen früheren Zuschauern gerechnet, haben nur 4,7% der ehemaligen DVB-T Nutzer die Bezahlversion gewählt. Im Umkehrschluß heißt daß, das 95,3% Kunden dem Privaten Werbefunk weggebrochen sind. Jetzt bewundere ich die PR Abteilung von Freenet aber wieder. Die konnten diese Zahlen als Erfolg verkaufen.

Wir sprechen hier nur von den neuen Verträgen der partiellen DVB-T Umstellung. Viele, viele armen Schweine zahlen ja schon seit Jahren für Ihre Werbung. Diese Zwangsabgabe wurde gut getarnt und nicht herausrechenbar, auf die Miete aufgeschlagen. Dort fungiert es unter dem Deckmantel der Kabelgebühr.

Wenn wir jetzt mal von dem normalen Gebaren der geldgeilen bundesdeutschen Wirtschaft ausgehen, können wir sagen das der Preis von knapp 6 € pro Monat für Werbung nur ein Lockangebot war und sich in den nächsten Monaten und Jahren kontinuierlich nach oben bewegen wird.

Wie bereits oben erwähnt, ich persönlich habe auf DVB-T2 umgestellt und kann keine „Privaten“ mehr empfangen. Und das ist auch gut so. Leider mußte ich jetzt aber auch feststellen, daß die öffentlich/rechtlichen Programme zu reinen Propagandafernsehen verkommen sind. Jeden Tag Berichte über rechte Reichsbürger und die Gefahr der neuen Rechte, gefolgt von ausführlichen Berichten über die Tamponfarbe der Hunde von Hitlers Sekretärin.

Quintessenz der ganzen Umstellung, in den Garten haben wir unseren (im Winter eingelagerten) Fernseher gar nicht erst wieder rausgebracht oder aufgebaut. Der Fernseher in der Küche, der immer vormittags mit den „Frühstücksfernsehen“ für Informationen sorgen sollte, wurde seit Wochen nicht mehr eingeschaltet. Da er kein DVB-T2 empfangen kann und ich auch keine Lust habe noch ein zusätzlichen Kasten und Drähte und Antennen sinnlos rumhängen zu lassen, wird er demnächst durch ein Tablet ersetzt auf dem zu mindestens Internet und Chefkoch.de die eigentliche Hilfe in der Küche übernimmt. Der Fernseher in der Stube läuft mit einem neuen DVBT2 Empfangsteil OHNE Möglichkeit des entschlüsseln von Bezahlsendern. Aber auch er bleibt jetzt schon jeden zweiten Tag aus. Bücher, Freunde, Gespräche und ein Spaziergang sind ein mehr als ausreichender Ersatz!

Eigentlich bin ich den geldgeilen Privaten ja sogar dankbar. Ohne diese Maßnahme hätte ich mir wahrscheinlich noch jahrelang weiter abends, aus reiner Bequemlichkeit, ihren Hirnkleister reingezogen. Das ist wie mit dem Rauchen aufzuhören, wenn man einmal weg ist, ist es Klasse, aber der Weg dahin…

Meiner persönlichen Meinung nach wurde durch diese Gelgeilheit nichts geringeres als das Ende des privaten FreeTV eingeläutet, welches sich schnell als das Ende des Fernsehens wie wir es kennen entpuppen könnte.

Also endlich mal wieder gute Nachrichten.

 

update: Am 05.05.2017 Kommt folgende Meldung raus:

Die Rundfunkgebühren sollen monatlich um mehr als einen Euro steigen. Derzeit muss man dafür 17,50 pro Monat zahlen.

Den Grund für die nicht unerhebliche Kostensteigerung liefert Heinz Fischer-Heidlberger, Chef der Kommission für den Finanzbedarf der öffentlich-rechtlichen Sender. „Eine Beitragsstabilität wird in der nächsten Gebührenperiode wegen steigender Kosten nicht möglich sein“, sagte er dem Mitteldeutschen Rundfunk. Steigende Kosten trotz geplanter Einsparungen, zum Beispiel beim Personal? Die Kommission verweist auf neue Technik und die „Ausdehnung der Mediatheken“.

– Quelle: http://www.berliner-kurier.de/26846468 ©2017

 

quod erat demonstrandum