Der den deutschen Immobilienbesitzern von der Bundesregierung im Namen der »Energiewende« verordnete Wärmedämm-Wahn mit dicken Styroporplatten auf den Außenwänden und dreifach verglasten Fenstern hatte einen Dämpfer bekommen, als im Internet Messwerte einer Untersuchung auftauchten, die die Außenstelle Holzkirchen des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik (IBP)  Mitte der 1980er Jahre im Auftrag des Ziegelforums e.V., München, durchgeführt hat. Die Ergebnisse des ersten und zweiten Untersuchungsabschnitts wurden 1983 als Forschungsbericht T 1187 im hauseigenen Verlag veröffentlicht. Daraus ergab es sich, dass Dämmstoffe wie Styropor oder Mineralwolle auf Außenwänden nicht besser dämmen als ausreichend dicke massive Ziegelwände.

Da die Ingenieure des Holzkirchener Instituts vermuteten, dieses unerwartete Ergebnis sei durch Rechenfehler oder übersehene Wärmebrücken und andere unbekannte Einflüsse zustande gekommen, versuchten sie sich in einem dritten Untersuchungsabschnitt Klarheit zu verschaffen. Sie dichteten verdächtige Stellen zusätzlich ab und untersuchten auch den möglichen Einfluss unterschiedlicher Sonnenstrahlenabsorption durch dunkle oder helle Außenwände.

Zu diesem Zweck errichteten sie unter anderem vier verschiedene Testbauten mit identischen Wärmedurchgangskoeffizienten (k- oder U-Wert). Jeweils zwei davon bestanden aus massivem Ziegelmauerwerk und zwei aus Ziegeln mit Außendämmung. Jeweils eine Hälfte der identischen Mauern hatte eine helle Außenfassade, die andere eine dunkle.  Über einen Zeitraum von 28 Tagen maßen die Mitarbeiter des IBP bei einer winterlichen Außentemperatur von durchschnittlich minus vier Grad Celsius und einer Südstrahlungsintensität von 137 Watt je Quadratmeter den Heizenergieverbrauch. Die Protokolle dieser Versuchsreihe galten allerdings lange Zeit als »verschollen«.

Erst im Jahr 2012 gelang es dem als Kritiker des deutschen Dämmwahns bekannten Architekten Konrad Fischer, das von Prof. Dr. Ing. habil. Karl A. Gertis unterzeichnete Protokoll des dritten Untersuchungsabschnitts vom 20. Dezember 1985 aufzustöbern. Die darin enthaltenen Tabellen zeigen klar, dass die Außendämmung von Ziegelmauern den Heizenergiebedarf sogar leicht erhöht, statt ihn, wie erhofft, zu senken. Die Erklärung dafür: Ziegelmauern speichern tagsüber Sonnenwärme und geben einen Teil davon bis in den späten Abend an die Wohnräume ab. Isolierte Mauern hingegen sind vor den Sonnenstrahlen abgeschirmt.

Inzwischen gibt es weitere Untersuchungen, die die »verschollenen« Versuchsergebnisse aus den 1980er Jahren bestätigen. So hat das Hamburger GEWOS-Institut den Heizenergiebedarf von 47 Mehrfamilienhäusern mit massiven Ziegelmauern mit und ohne Außendämmung, die zwischen 1984 und 1992 errichtet worden waren, verglichen. Daraus ging hervor, dass Gebäude ohne Außendämmung einen niedrigeren Heizenergiebedarf hatten als die gedämmten Gebäude. Zum gleichen Ergebnis kam ein vom Hildesheimer Bau-Professor Jens Fehrenberg an zwei Mietshäusern in Hannover durchgeführter langjähriger Heizkostenvergleich.

Im Juni 2012 publizierte der Architektur-Fachbereich der britischen Elite-Universität Cambridge in der Fachzeitschrift „Building Research & Information“ die Auswertung der  Heizkostendaten von insgesamt 3.400 deutschen Wohnungen. Sie stellten fest, dass der tatsächliche Gas- oder Ölverbrauch älterer Gebäude um bis zu 40 Prozent unter dem nach den Formeln der Energieeinsparverordnung von 2002 (EnEV) errechneten theoretischen Energiebedarf  lag. So genannte Niedrigenergiehäuser verbrauchten hingegen deutlich mehr Heizenergie als angegeben. Die in der EnEV verwendeten Formeln sind also aus der Luft gegriffen.

Wie sehr diese daneben liegen, zeigen die Betriebskosten des angeblich öko-effizienten Neubaus des Umweltbundesamtes in Dessau. Der Bundesrechnungshof hat gerade festgestellt, dass diese um 50 Prozent oder jährlich 400.000 Euro über den Betriebskosten vergleichbarer herkömmlicher Verwaltungsgebäude liegen.

Da stellt sich die Frage, was die Versprechungen der Dämmstofflobby in Gestalt des Fachverbandes Wärmedämm-Verbundsysteme und des Gesamtverbandes Dämmstoffindustrie wert sind. Beide Verbände sprechen von möglichen Heizkosteneinsparungen durch die Außenwanddämmung in der Größenordnung von 50 Prozent. Um die aktuellen Vorgaben der EnEV zu erfüllen, müssen jedoch bei einem älteren Einfamilienhaus nach Berechnungen des Verbandes Privater Bauherren (VPB) mindestens 70.000 Euro investiert werden.

Selbst bei optimistischen Annahmen über mögliche Heizkosteneinsparungen rechnen sich solche Investitionen nicht. Axel Gedaschko, der Präsident des Bundesverbandes deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen, rechnet vor: Nach der fachgerechten »Komplettsanierung« eines Wohngebäudes aus den 1960er Jahren nach den Vorgaben der EnEV müssten die Monatsmieten je Quadratmeter um 2,20 Euro erhöht werden. Die Mieter könnten aber bei optimistischen Annahmen der sichtlich falschen Formeln höchstens 70 Cent Energiekosten einsparen. Das hat die Deutsche Energie-Agentur dena zum Beispiel in ihrer Sanierungsstudie zur „Wirtschaftlichkeit energetischer Modernisierung in selbstgenutzten Wohngebäuden, Teil 2“ für die eigenen Untersuchungen auch eingeräumt.

Es gibt zahlreiche Fälle, in denen die Fassadendämmung im Laufe der Jahre zunehmend feucht wird, sich sogar vollsaugt, wie ein Schwamm. Konrad Fischer hat zahlreiche solcher Fälle dokumentiert, die Medien (ARD /NDR Plusminus) haben bereits mehrfach darüber berichtet.

Die Folgen einer feuchten Dämmung reichen dann von unschönem Algen- oder Pilzbefall bis hin zu massiven Bauschäden durch Schimmel oder ein flächiges Abbrechen der gesamten Dämmschicht. Und die in den Anfangsjahren durchaus vorhandenen Dämmeigenschaften der isolierten Fassade gehen durch die Feuchtigkeit sukzessive verloren – und damit auch die erhoffte Energieersparnis. „Ich schütze mich ja auch nicht mit einem nassen Pulli vor Kälte“, so Fischer.

Der Architekt aus Hochstadt am Main berichtet zudem von Hauseigentümern, die nach der Fassadendämmung mehr Heiztage im Jahr haben als vorher, weil sich die Außenwände nicht mehr durch Sonnenlicht aufheizen. Auch der Sachverständige Gernot Henrich vom Institut für Baudiagnostik hat in einem Bericht von Plusminus bereits im November 2011 bestätigt, dass durch diesen Effekt die Gefahr von Feuchtigkeit in der Fassade steigt. Ein weiteres Problem des Dämmwahns erwartet den Bauherrn als „Müllproblem in der Zukunft“. Nach Einschätzung von Plus-Minus kleben hierzulande schon heute etwa 800 Millionen Quadratmeter Dämmplatten auf Fassaden, die dann teuer als Mischmüll entsorgt werden müssen.

Trotz des sozialen Sprengstoffs, der sich hier ansammelt, hat die Bundesregierung bereits eine erneute Verschärfung der EnEV-Vorgaben um 12,5 Prozent angekündigt. Das hat durchaus seine Logik. Wie bereits berichtet, hat eine im vergangenen Jahr veröffentlichte Studie des in diesem Zusammenhang unverdächtigen Eduard-Pestel-Instituts in Hannover nachgewiesen , dass von jedem Euro, der in Deutschland für die »Gebäudesanierung« ausgegeben wird, 54 Cent über Steuern und Sozialabgaben in den Kassen des Staates oder staatlicher Versicherungen landen.

Was sind Staaten anderes als große Räuberbanden, wenn es in ihnen keine Gerechtigkeit gibt.

Aurelius Augustinus 354-430

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